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Unsere Schule

Die feierliche Einweihung der erweiterten Main-Taunus-Schule am 3. April 2025

Diesem Donnerstag vor den Osterferien, diesem dritten April 2025, hatte die ganze Schulgemeinde der Main-Taunus-Schule entgegengefiebert. Nach fünfjähriger Bauzeit (und knapp 70 Millionen ausgegebenen Euros) konnte die komplett umgebaute und erweiterte Main-Taunus-Schule offiziell ihrer Bestimmung übergeben werden. Auch wenn der größte Teil des Umzugs aus den Interimsgebäuden und dem Erweiterungsbau aus den Neunzigerjahren während der beweglichen Ferientage an Fastnacht und zum Teil auch am als „pädagogischer Tag“ deklarierten Aschermittwoch vollzogen worden war und das neue Gebäude bereits ab dem darauffolgenden Donnerstag, dem 6. März, voll bespielt wurde, stand die offizielle Eröffnung noch aus. (Die Schüler und Schülerinnen konnten ihre neue Schule schon am Freitag nach dem Umzug mit einem nach Jahrgangsstufen geteilten Fest feiern und in Empfang nehmen.) Unter Hochdruck wurden in den vier Wochen bis zu den Osterferien die zahlreichen verbliebenen Umzugskartons gesichtet, an Ort und Stelle gebracht, entleert, zusammengefaltet und gestapelt, damit am 3. April alles für den großen Empfang in der Aula und den anschließenden Erstbegehungstag vorbereitet war.

Gespannt lauschend Foto Wolfgang Metzler

Gespannt lauschend

Es war eine Freude für alle, und auch für die Jugendlichen nicht nur, weil der Nachmittagsunterricht ausfiel. Schon in der Mittagspause erfreuten zwischen der Aula und dem Hauptgebäude Turnkinder unter der Anleitung von Stephanie Schnittker mit ihren Übungen die im Sonnenschein auf dem Schulhof flanierenden Gäste, die sich dann gegen 14 Uhr in die Aula begaben, wo sie von der Big Band der Main-Taunus-Schule begrüßt wurden. Danach eröffnete die Schulleiterin Sabine Buse-Stephan den Redenreigen. Die größte Herausforderung bestand dabei wohl darin, in ihrer Begrüßung niemanden von den zahlreichen Ehrengästen aus Politik und aus der Schulgemeinde, eingeschlossen die vielen ehemaligen Lehr- und Leitungskräfte, die es an ihre einstige Wirkungsstätte zurückgezogen hatte, zu übergehen. Danach entfaltete sie das pädagogische Konzept, das hinter der den Planungen stand.

Die Schulleiterin am Ziel Foto Wolfgang Metzler2

Die Schulleiterin am Ziel

Es sollte ein Ort entstehen, der nicht nur einen modernen Unterricht ermöglicht, der den Herausforderungen einer immer digitaler werdenden Welt gerecht wird, sondern die Schule auch zu einem Raum macht, der zu kooperativem Arbeiten einlädt und die Möglichkeit dazu bietet; einem Raum, an dem man sich gern aufhält, mit dem man sich identifiziert, der das Lernen zu einem Erlebnis macht. Dass die Umsetzung dieses Konzepts für Buse-Stephan eine Herzensangelegenheit war, tritt auch darin zutage, dass sie ihre Dienstzeit verlängerte, als der ursprüngliche Fertigstellungstermin nicht eingehalten werden konnte: Unbedingt wollte sie diesen Tag als amtierende Schulleiterin und nicht als Gast miterleben.

Im Anschluss ließ der Landrat Michael Cyriax als Repräsentant des Schulträgers, dem Main-Taunus-Kreis, die Baugeschichte dieses „Mammutprojekts“ Revue passieren und stellte es als eine wichtige Säule in den Rahmen des Kreisentwicklungskonzepts „MTK Zwanzig30“. So sei eine „Schule in neuer Gestalt“ entstanden, die den Lernenden einen „zukunftsweisenden Erlebnisraum“ biete. Doch das neue Gebäude wird auch hohen ökologischen Anforderungen gerecht: Die Betonstruktur des Bestandsgebäudes wurde erhalten, und der Gebäudekomplex erfülle insgesamt den Passivhausstandard. Besonders lobte der Landrat das „engagierte Zusammenwirken von Schulleitung, Lehrkräften, Eltern und Main-Taunus-Kreis“, das es ermöglicht habe, dieses Projekt bei laufendem Schulbetrieb innerhalb von fünf Jahren und damit im Vergleich zu anderen Großvorhaben mit relativ kleiner Verzögerung zu einem guten Ende zu bringen.

Feierlicher Tortenanschnitt Foto Wolfgang Metzler

Feierlicher Tortenanschnitt

Nach einem vom Streichorchester der Main-Taunus-Schule dargebrachten musikalischen Intermezzo folgten weitere Grußworte. Susanne Strauß-Chiacchio vom Staatlichen Schulamt in Rüsselsheim stellte naturgemäß das pädagogische Konzept der neuen Schule in den Vordergrund, das sich sowohl in der offenen Gestaltung der Lernräume als auch in deren technischer Ausstattung widerspiegele. Der Schulelternbeiratsvorsitzende Michael Müller und die Vorsitzende des Fördervereins Barbara Knoflach blickten aus Elternsicht auf die „Containerjahre“ zurück – wobei diese ja erst dann ganz vorbei sein werden, wenn im nächsten Jahr auch der Erweiterungsbau aus den Neunzigerjahren wieder bezogen und der Bestandscontainer 4 einer anderen Benutzung zugeführt werden kann. Am meisten Beifall jedoch erhielt der Schulsprecher Lenno Powik, der sich in seiner lebendig vorgetragenen Rede von seiner eigenen Begeisterung mitreißen ließ und sich unter dem Applaus des Publikums für „diese geile Schule“ bedankte. Welches Lob wäre mehr wert als eines von jenen, die es wissen müssen: Den Lernenden, denen, um die Metapher von Friedensreich Hundertwasser zu bemühen, die Schule vormittags- und tageweise zur Dritten Haut wird, zu einem Ort, wo sie nicht nur lernen, sondern, ja, auch in gewissem Sinne wohnen.

Bevor das trotz auffrischenden Windes bevorzugt in den Außenbereichen der Aula verköstigte Buffet in Angriff genommen wurde, ergriffen viele die Gelegenheit, der Segnung der neuen Gebäude durch die Schulpfarrerin Helga Weber beizuwohnen.

Auch die Dachterrasse stand denGaesten offen Foto Wolgang Metzler

Auch die Dachterrasse stand den Gästen offen

Nach und nach trafen immer mehr Eltern und – das war für viele eine Überraschung, die für die hohe Bindungsfähigkeit der Main-Taunus-Schule spricht – ehemalige Schülerinnen und Schüler ein, die zwanglos den Kontakt zu ihren alten Lehrerinnen und Lehrern suchten. Zahlreiche Mitglieder des Lehrkörpers nahmen sich der Gäste an, führten sie durch das Gebäude bis hinauf auf die Dachterrasse (die für den Unterrichtsbetrieb leider nicht zur Verfügung steht), lernten dabei selbst noch unbekannte Winkel kennen; andere positionierten sich fest in bestimmten Klassenräumen und erläuterten die neuen internetfähigen Active Boards und die pädagogischen Möglichkeiten, die sie bieten. So manchem rauschten bei einem Anschaffungspreis im mittleren bis oberen vierstelligen Bereich für jedes dieser Geräte, mit denen ausnahmslos alle Unterrichtsräume ausgestattet sind, die Ohren …

Insbesondere die zahlreichen pädagogischen Ruheständler unter den Besuchern rieben sich die Augen, was sich in der Zwischenzeit nicht nur baulich an ihrer alten Schule getan hatte, und so mancher mag froh darüber gewesen sein, das alles nicht mehr mitmachen zu müssen. Zum Glück gab es ja noch das alte Treppenhaus. Es bildet den einzigen Gebäudeteil, der die Zeit weitgehend unverändert überstanden hat: Gerade dieser als Transitorium ausgewiesene Bereich, wo niemand bleibt, der nicht dort seinen Aufsichtsdienst versieht, bot am Schluss am ehesten so etwas wie ein Heimatgefühl. Ja, Schule ist ein Durchgangsort. Dessen muss sie sich bewusst sein, wenn sie als Ort der Bildung das Fundament für eine informierte, demokratisch organisierte Gesellschaft formen will. Sie ist im Idealfall ein Durchgangsort mit Wohncharakter; ein Labyrinth, an dessen Eingang einem kein Ariadnefaden ausgehändigt wird – das wäre zu einfach –, sondern das mit jedem Schritt, den man in es hinein tut, zum nächsten einlädt; das mit jedem Schritt um weitere Gänge wächst, bis man sich immer mehr darin zuhause fühlt und man sich nicht mehr in einer Schule befindet mit ihren Treppenhäusern, Klassenräumen und Lerninseln, sondern mitten in einer Welt, die einen aufgenommen hat mit offenen Armen.

Die SV pflanzt einen Baum

Die SV pflanzt einen Baum

So ein Gefühl konnte man haben, wenn man am Abend mit den Letzten ging, als die Abiturienten an ihrer improvisierten Bar die Reste ihrer Ess- und Trinkwaren verbilligt anboten oder gutgelaunt verschenkten. Die einzige Kritik, die zuweilen zu hören war, richtete sich gegen das Vorherrschen der Farbe Grau. Doch brauchen die bunten Farben nicht einen neutralen Hintergrund, um zu leuchten? Außerdem kann man Grau auf zwei unterschiedliche Weisen erzeugen. Entweder mischt man Schwarz und Weiß und erhält so ein je nachdem helleres Schwarz oder dunkleres Weiß. Aber es gibt auch ein buntes Grau, das entsteht, wenn man einen dichten Teppich aus winzigen Farbpunkten der Spektralfarben anlegt, die das Auge nicht getrennt voneinander wahrnehmen kann und die erst unser Gehirn zu einer homogenen grauen Fläche verarbeitet. Die zugrundliegende Buntheit dieses Graus erkennt man erst, wenn man die Fläche durch eine starke Lupe, einen Fadenzähler etwa, betrachtet und plötzlich sieht, dass das, was zuvor grau erschien, aus lauter einzelnen Farbpunkten zusammengesetzt ist.

HP Das neue alte Treppenhaus Foto Wolfgang Metzler

Das neue alte Treppenhaus

Das Grau, das besonders im Treppenhaus im Moment noch vorherrscht, wirkt wie ein Felsen, gegen den die Zeitläufte pädagogischer Konzepte ebenso anbranden wie die Menschen, die, als Lehrerinnen wie Schüler gleichermaßen Lernende, hier in ihre Klassenzimmer strömen. Es wartet darauf, dass auf den als Schallbrecher aufgehängten weißen Quadraten bald in allen Farben das Leitbild der Schule präsentiert wird, und auch die die anderen Flächen werden, wie die des alten Gebäudes, im Laufe der Zeit durch Arbeiten der Lernenden eine individuelle Gestaltung erfahren. So kann die Schule immer bunter werden und zu einem Ort, den man nicht nur durchläuft, sondern an dem man gern auch verweilt.

Peter Höfle, Fotos: Wolfgang Metzler